Unangekündigte Besuche von den Schwiegereltern – für Gerhard gehört das zur Tagesordnung. Problem hat er damit keines. Sein Vater kommt nämlich genauso oft spontan vorbei. „Sie haben alle einen Schlüssel. Aber sie läuten zumindest vorher an“, lacht Nina.

Familiensinn wird bei den Sachs groß geschrieben. Nur am Sonntag hat das Paar, das seit 13 Jahren zusammen ist, eine wohlverdiente Auszeit von ihrer Großfamilie.

Immer Gäste im Haus

Ansonsten ist in ihrem durchgestylten Landhaus aber immer was los. Schon alleine weil die drei Kinder Martha, Joseph und Frieda unterhalten werden wollen. Neben vielen Freunden, die fast täglich zum Spielen vorbeikommen, kümmern sich eben auch Omas und Opas um die Kinder und helfen fleißig mit. „Auch wenn wir um die Hilfe oft gar nicht gebeten haben“, scherzt Gerhard. Sein Vater mäht den Rasen des riesigen Gartens, ohne dass es ihm aufgetragen wird. Die Familie lebt gerne eng zusammen.

Eine Tugend, die auch im Job für beide von Bedeutung ist. Immerhin hat Nina gemeinsam mit ihrem Partner den Betrieb ihrer Eltern übernommen. Sie führen eines der renommiertesten Einrichtungshäuser in Österreich. Nicht viele Möbel-Händler können hierzulande mit einer derartigen Vielfalt an namhaften Designern aufwarten wie H. Sachs Wohnen.

Sie sind gefragte Innenarchitekten und liefern ihren  – durchaus zahlungskräftigen – Kunden Expertisen von der Hausplanung bis hin zur Einrichtung, der Deko und den dazu passenden Kunstwerken.

Für mich geht es in erster Linie darum, wie ich etwas in den Raum stelle, erst danach überlege ich, was genau hier Platz finden soll. Die Kunden vertrauen uns. Und uns ist bewusst, dass wir preislich nicht alle ansprechen.

Kunden kaufen sich also ein klein wenig den Geschmack und das Wissen der Sachs, auch wenn sie natürlich gerne auf jegliche Wünsche eingehen. Nina über ihre Arbeit:

Wir machen Vorschläge, aber stellen auch einfach schon vorhandene Möbel um. Das alleine bewirkt oft ganz viel, um das Wohngefühl zu optimieren.

Schickssalsschlag

Dabei hat sie sich vor einigen Jahren gar noch nicht vorstellen können, in diesem Job zu arbeiten. Die 43-Jährige hat eigentlich Wirtschaft studiert und sich nicht allzu viel mit dem Geschäft ihrer Eltern beschäftigt –  der Vater ist gelernter Tischler und hat in den Siebzigerjahren eines der ersten Möbel-Geschäfte eröffnet.

Geplant war, dass ihre ältere Schwester Petra die Firma einmal leiten wird. Dann aber verunglückte diese tödlich. Ein harter Schicksalsschlag für die Familie, der Nina auch beruflich vieles überdenken ließ. Die unprätentiöse Dreifach-Mutter gibt zu:

Ich bin da schließlich reingewachsen, meine Eltern haben mich da aber nicht hineingezwungen.

Vor allem durch die Unterstützung von Ehemann Gerhard hat sie die Geschäfte 2011 dann schließlich doch übernommen.

Meinungen einholen, alleine entscheiden

Die Eltern mischen sich seither nicht in die Firma ein. „Das war eine Bedingung von mir, weil klar ist, dass das sonst oft im Streit endet.“

Bei den Sachs ist das Gegenteil der Fall. Auch wenn es natürlich nicht immer einfach ist, jetzt mit dem Partner – verheiratet sind die beiden noch nicht – zu arbeiten. Immerhin: Jeder hat seine eigenen Arbeitsbereiche. „Das ist wichtig. Man fragt natürlich nach der Meinung des anderen, aber man entscheidet am Ende selbst“, erklärt der gebürtige Parndorfer, der nach Elektrotechnik noch einen HTL-Lehrgang für Innenarchitektur angeschlossen hat.

Traumjob und Knochenjob zugleich

Viele Interior-Fans stellen sich die Arbeit der beiden als Traumjob vor. Gerhard relativiert jedoch:

Es wirkt vielleicht lässig, aber es ist ein Knochenjob – Auftragsabwicklung, stundenlange Planungsarbeit, die Finanzen, mit Lieferanten verhandeln, Baustellen organisieren. Der ästhetische Bereich ist ja nur ein kleiner Teil, den viele so toll finden.

Die Möbel-Messen, auf die sie gemeinsam reisen sind dennoch anziehende Highlights, muss Nina zugeben.

Es ist schon eine schöne Materie, mit der man sich umgibt. Das haben natürlich nicht alle in ihrem Job.

Diskussionen um ausgestellte Möbel

Neben den Messen ist die einzige Schnittstelle der beiden im Unternehmen die Gestaltung ihres Showrooms (Wiener Straße 1, 7100 Neusiedl am See). „Es ist mitunter schon hart, wenn man sich gemeinsam entscheiden muss, welche Produkte man zeigt, welche Verkäufer ins Sortiment genommen werden. Da wird viel diskutiert und wir sind uns nicht immer einig“, so Gerhard.

Gerade an dieser Tatsache ist aber auch schnell zu bemerken, dass das ungekünstelte Duo seinen Beruf mit Leidenschaft und Detailverliebtheit betreibt, auch wenn die beiden überhaupt keine Experten-Allüren um die „richtige“ Style-Attitüde an den Tag legen.

Leben und Lassen Homestory Hans Sachs Wohnen Neusiedl am See

Aufwendig renoviert

Wenn es nach Gerhard (Selbstbezeichnung „Nerd“) ginge , würde es auch in ihrem Haus weniger Deko geben und alles etwas dünkler werden.

Nina würde noch mehr dekorieren. Es ist also immer ein Kompromiss. Und das ist auch gut so.

Für ein Paar, das sich hauptberuflich mit Einrichtung und Möbel beschäftigt, ist es die Gestaltung der eigenen vier Wände überraschend locker angegangen.

Vor acht Jahren haben die Zwei das alte Haus, das einst Ninas Großvater vor 40 Jahren gekauft hat, renoviert und mit insgesamt 250 m2 aufwendig ausgebaut.

Der Garten als Highlight und Oase

Die Mitvierziger haben nicht den Zwang, sich ständig neu einrichten zu müssen. Vielleicht auch, weil sie das ohnehin schon für andere machen. Als Herzstück sehen sie ohnehin den wunderschönen Garten ihres Anwesens, der mit riesiger Terrasse, einem Pool, einem beschaulichen Bächlein und einem Teich aufwartet.

Auch einen Gemüsegarten gibt es und unzählige alte Bäume. „Wir haben hier jedes Jahr unsere Christbäume eingesetzt“, erinnert sich Nina, als sich noch ihr Opa um den Garten gekümmert hat.

Privates Wohnzimmer, offene Küche

Im Inneren hält sich die fünfköpfige Familie fast ausschließlich in der Küche auf. Das Wohnzimmer ist  komplett abgetrennt und wird auch relativ wenig genutzt. Es ist ein sehr privater Rückzugsort, der meist nur am Wochenende belagert wird. Auch die Kinder fernsehen nur am Wochenende im Zimmer mit Blick auf die Terrasse.

Wohnlich, unaufgeregt und trotzdem stilvoll ist das Interior, bei dem auf Details geachtet wurde –  alle Sockelleisten sind eigens eingeputzt, die Bretter des Douglasie-Holzbodens sind raumlang. Allzu behutsam wollen sie mit ihren Möbeln aber deswegen nicht umgehen. Man soll hier vor allem auch praktisch leben können. Putzfimmel? Fehlanzeige. Deswegen darf sogar mit Straßenschuhen im Haus herumspaziert werden. Chaos herrscht aber trotz drei Kindern keines.

Keine weiße Küche, bitte

Viele No-Gos oder Zwänge gab es bei der Möbel-Auwahl keine. Was Nina indes keinesfalls wollte, war eine weiße Küche.

Ich habe schon zu viele weiße Küchen gesehen.

Eine schlamm-farbene von Bulthaup mit Touch-Öffnungen ist es schließlich geworden, mit der sie acht Jahre nach ihrem Umbau auch noch glücklich sind.

Ihre Tipps

Was sie beim Einrichten als Tipps geben können? Gerhard erklärt seinen Ansatz:

Möglichst zeitlos einzurichten, funktioniert nur schwer. Essentiell ist vielmehr, dass es immer eine durchgängige Geschichte werden soll. Verschiedene Stile würde ich nicht mixen. Man soll ein großes Ganzes erkennen können. Das macht eine gelungene Einrichtung für mich aus.

Trends

Die neuesten Trends gehen jedenfalls eher zur Eleganz. „Marmor, dunkles Holz und Teppiche wie in den 50er Jahren sieht man jetzt. Davor war der Industrial-Stil mit viel Schwarz angesagt. Und vor einigen Jahren hatte der helle, freundliche Look aus Skandinavien lange Hochsaison Das ändert sich eben alle paar Jahre.“

Mit Kleinigkeiten wie Wandfarben könne man sein Heim schnell und unkompliziert verändern. „Wir haben unsere Couch-Ecke in der Küche auch Schwarz gestrichen, aber für ewig werden wir das wohl nicht so lassen“, gibt sich Nina locker.

Nicht ständig umändern

Allzu viele Umänderungen wollen sie nicht machen. Sie fühlen sich in ihrem Landhaus wohl so wie es ist. Und den vielen Gästen und Familienbesuchen nach zu schließen auch genügend andere Leute. Ein größeres Kompliment gibt es für Interior-Designer wohl ohnehin nicht …

 

Mehr über H. Sachs Wohnen: http://hsachs.at/
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Text: Christina Michlits
Fotos: Jasmin Andert