Eine Scheidung ist leider teuer. Ich habe begonnen zu malen, weil ich damit Geld verdienen wollte. Besonders talentiert bin ich aber nicht.

Rudi Treiber nimmt sich in jeder Hinsicht kein Blatt vor den Mund. Erfrischend offen erzählt der ehemalige Lehrer (Englisch, Turnen, Musik) und eigenwillige Charakterkopf von seinen vielen Karrieren im Laufe seines Lebens.

Selbstgeplantes Holzhaus

Nach seiner ersten Scheidung Anfang der 90er Jahre hat er sich nicht nur als Maler versucht, sondern auch das Holzhaus entworfen, in dem er seither lebt. Auf 180 m2 geht er mit seinem Hund Bennie einem „unregelmäßigen Alltag nach, der überhaupt keine bestimmte Struktur hat“, wie der ansonsten ziemlich gut organisierte Tausendsassa erzählt.

Erstes Haus war 500 Quadratmeter groß

Um einiges größer war sein erstes Haus, das 1977 am Kirchberg in Neusiedl am See entstanden ist.

Ich weiß nicht, warum ich damals gar so groß gedacht habe, aber die Bude hatte 500 Quadratmeter. Mit dem Verkauf konnten sich meine Ex-Frau und ich dann beide ein eigenes Haus leisten.

Leidenschaftlicher Sammler

Seit 1991 lebt Treiber jetzt in seinem idyllischen Refugium  – umringt von viel Grün neben einem kleinen Bach und noch mehr Schallplatten. Der passionierte Musiker ist auch begeisteter Plattensammler. Die Eroberungen stehen alle liebevoll sortiert mitten in seinem Wohnzimmer.

Das kann durchaus beengend wirken. Zumal auch zwei Wurlitzer bereit stehen, um die größten Austro-Pop-Hits abzuspielen –  und Rudis eigene Musik natürlich.

14 Alben veröffentlicht

Der Burgenländer hat mittlerweile 14 eigene Alben veröffentlicht.

Ich war beim selben Label unter Vertrag wie Falco. Im Schnitt haben sich meine Platten 20.000 Mal verkauft. Damals war das nichts. Heute würde es eine Goldene Schallplatte dafür geben.

Neben Vinyl sind es vor allem Bilder, die Platz in dem Vollholzbau einnehmen, den er von der Firma Griffner bauen ließ und alleine eingerichtet hat – mit wenigen Andenken wie einer 120 Jahre alten Uhr von seiner Urgroßmutter zum Beispiel. Ansonsten firmiert sein Interior aber eher unter den Attributen „praktisch“ oder „gemütlich“.

Der nächste Picasso

Nachdem er seinen Lehrer-Job schon mit 51 Jahren an den Nagel gehängt hat, um sich anderen Aufgaben zu widmen, gab’s auch eine Mini-Karriere als Maler. Die Initialzündung war ein lukrativer Zufall: Vor Jahren hatte er einer Freundin ein Bild als Geschenk gemalt. Als ein mit ihr befreundeter Galerist es in der Wohnung hängen sah, wollte er ihr die Zeichnung für stolze 2000 Euro abkaufen. Treiber und seine Freundin stimmten verwundert zu. Aber es kam noch besser.

„Er hat mich danach angerufen und gefragt, ob er eine Ausstellung mit meinen Werken kuratieren kann. Ich musste nachfragen, wie viele Bilder er dafür braucht, weil ich ja noch keine hatte. Innerhalb von zwei Wochen habe ich dann 20 Bilder gemalt. Die Hälfte davon wurden bei der Vernissage in der Steiermark tatsächlich verkauft. Teilweise waren sie noch nicht einmal ganz trocken“, lacht er über seinen künstlerischen Coup.

Eitelkeit und Talent fürs Geschäft

Eine seiner drei Töchter hat einmal gescherzt, dass er auch Hundescheiße zu Geld machen kann, rühmt sich Treiber, der sein Alter nicht verraten will.

Ich bin eitel. Das hat mich auch davon abgehalten, Drogen oder dem Alkohol zu verfallen.

Im Laufe seiner Musiker-Laufbahn habe er außerdem viele Freunde gesehen, die durch den Suff gestorben sind. Das hat zusätzlich abgeschreckt. Er achtet auf sich und macht etwas Sport, denn:

Ich will ja alt werden und den Staat noch a bissl schädigen.

Olivenhain in Griechenland

Früher habe er wie viele andere „Hippie“-Kollegen davon geschwärmt, in Griechenland alt zu werden. Dieser Traum ist allerdings längst ausgeträumt. Er fühlt sich zu wohl hier in seinem Haus mit großem Garten, den er zum Teil sogar schon verkauft hat.

Was soll ich allein mit 1500 Quadratmeter? Ich habe mir damals gedacht, dass ich den Platz für meine Töchter aufspare. Aber keine wohnt hier. Also habe ich den hinteren Teil meinem Nachbarn verkauft und jetzt immer genug Garten, den man pflegen muss.

Eigenes Öl

Außerdem reist der Hansdampf in allen Gassen ohnehin auch genug herum. Er besitzt Ferienhäuser in der Steiermark und ein Anwesen mit Olivenhain in – wie könnte es anders sein – Griechenland. „Etwa sechs, sieben Mal im Jahr fahre ich runter – mit dem Auto bis Venedig und dann mit der Fähre weiter“, so Treiber. „Vor allem die Olivenernte im Dezember ist ein Fixtermin.“

Fünf Mitarbeiter helfen ihm dabei. Danach lässt er sein eigenes Olivenöl pressen, das seit Jahren im Seewinkel beliebt ist.

Bastelwerkstatt im Obergeschoss

Wenn er nicht selbst in Griechenland urlaubt, vermietet er sein Häuschen nahe Selianitika auch regelmäßig. Über seine Website nimmt er persönlich Buchungen entgegen. Interessant: Sein Büro, aber auch sein Bastelraum und seine Werkstatt befinden sich im oberen Stockwerk seines Hauses. Dort werkt er gerne stundenlang und in vollkommener Ruhe an der Reparatur seiner Raritäten wie Schreibmaschinen oder Plattenspieler.

Aber auch ein gemütliches Zimmer für seine Töchter oder andere Gäste stehen im ersten Stock zur Verfügung. Von dort geht es direkt auf den Balkon mit einem sensationellen Blick auf den Neusiedler See.

Kein Wunder also, dass der gesellige Alt-Hippie den beghaglichen Platz im Burgenland sogar dem einst viel besungenen Griechenland vorzieht.

Wer den Lebenskünstler live erleben will:

Rudi Treiber spielt mit seiner Band am Lovely Days in Eisenstadt – 29. und 30. Juni 2018

Olivenöl kaufen und mehr über das Ferienhaus in Griechenland: Treibers Website

Text: Christina Michlits
Fotos: Jasmin Andert