„Man lebt nur einmal“, sagt Manuela gerne, wenn sie über die großen Feste erzählt, die in ihrem schmucken Ferienhaus schon gefeiert wurden. Sie und ihr Mann Gere sind dafür bestens ausgestattet. Besteck gibt es für 40 Personen und der Küchentisch hat Rollen, um ihn auch auf der weitläufig angelegten Veranda für Gäste köstlich zu beladen. Das puristisch durchgestylte Heim der beiden perfekten Gastgeber hat sogar schon Geres Bruder als Partylocation für seinen 40er genutzt.

Diese großzügige Geste sieht das lockere Arztpaar als selbstverständlich. „Es war eine ‚Hawaiianische Nacht‘ mit mehr als 100 Personen und wirklich umwerfend“, schwärmt Manuela.

Eine Bar wurde eigens im Garten aufgebaut, Pagoden-Zelte standen in jeder Ecke und es gab sogar Tänzerinnen. Hier passt irgendwie alles her und man kann alles daraus machen, weil der Bau etwas sehr Neutrales an sich hat.

Vor unserem Haus-Besuch war die sportliche 53-Jährige mal eben 20 Kilometer laufen. „Es ist dann aber doch zu heiß geworden, jetzt bin ich etwas schlapp“, lacht die gebürtige Oberösterreichern, die das Laufen am Wochenende als Ausgleich zu ihrem fordernden Job „wirklich braucht“, wie sie erklärt.

Danach wird auf der höher gesetzten Terrasse aus Donaukalk entspannt, die sich direkt vor dem Hauseingang befindet. Hausherr Gere hat dafür Mojitos kredenzt und steht seiner Frau in Sachen Sportlichkeit um nichts nach. Seine Liebe zum Surfen und Segeln brachte ihn vor Jahrzehnten erst überhaupt mit seinem Zweitwohnsitz Podersdorf in Berührung. Gemeinsam mit seinem Bruder ist er schon Ende der Achtziger Jahre an den Neusiedler See  gefahren, um ihren Katamaran auszuführen.

Viele Probleme

Seit mehr als 40 Jahren frönt der unprätentiöse Internist dem Wassersport. Im Seewinkel hat es ihm so gut gefallen, dass das Paar 1995 beschlossen hat, hier ein Haus zu bauen. Kein leichtes Unterfangen, wie sich jedoch schnell herausstellte. Das außergewöhnliche Haus, das von Freund und Stararchitekt Johannes Baar-Baarenfels konzipiert wurde, stieß bei der Gemeinde zunächst auf wenig Gegenliebe. Nachdem drei Jahre verhandelt und etwas umgeplant werden musste, gab es 1998 den Spatenstich für das in Weiß gehaltene Feriendomizil.

Schwierigkeiten entstanden aber nicht nur im Vorfeld. Als die abgerundete Decke im Wohnbereich gemauert wurde, ist sie nach sechs Stunden plötzlich komplett eingestürzt.

Es war ein Malheur –  und nicht das einzige. Es gab so viele Handwerker, die nicht zufriedenstellend gearbeitet haben. Aber wir waren uns bewusst, dass es ein Experiment ist. Es war eines der ersten Häuser von Johannes. Er und wir haben Lehrgeld bezahlt.

Keine Vorgaben

Trotz diverser Widrigkeiten geben sich Gere und Manuela begeistert von ihrem Zweitheim, für das die renommierte Labor-Diagnostikerin nach unzähligen Problemen schließlich die Bauaufsicht selbst übernommen hat. Vorgaben machten sie dem Architekten vorab so gut wie keine – ein Traum für jeden Hausplaner.

Die Anforderungen waren: ein Budget von 3,5 Millionen Schilling, ein Gasherd und zwei Gästezimmer, die dann schon nach Ende der Bauarbeiten zu zwei Kinderzimmern wurden.

Die Söhne – Vincent will ebenfalls Medizin studieren, Ben geht noch zur Schule –  waren aber in den letzten Jahren immer seltener mit von der Partie, wenn es in den Seewinkel ging. Unter der Woche wohnt die Familie in einer Mietwohnung in Wien.

„Seit Kurzem haben wir jetzt aber Fernseher in den Zimmern und auch Internet. Ben hat sich riesig gefreut und gemeint, er fühlt sich jetzt wie ein König“, lacht Gere über die Neuerungen im stilvollen Sommer-Bungalow.

Zeitlos & hochmodern zugleich

Seit 20 Jahren wurde in dem Haus sonst aber gut wie nichts verändert – und doch wirkt das Interior als auch das Design noch immer hochmodern und zeitlos zugleich. Alle Handtücher und Tagesdecken wurden eigens für das 120 Quadratmeter-Haus aus dem gleichen Stoff genäht. Im ansprechend reduzierten Badezimmer sieht man durch Milchglas die Umrisse der Kugelakazien-Bäume. Eine ungewöhnliche Idee, die den Bau sehr naturnah wirken lässt – ebenso wie der durchgängige Kalkstein (auf der Terrasse etwas gebrochen und renovierungsbedürftig) und die raumhohen Verglasungen in allen Räumen.

„Ich laufe hier eigentlich überall barfuß herum. Dieser Kalk ist zwar an sich glatt, aber trotzdem griffig und nicht rutschig. Ein toller Stein“, so der 57-Jährige, der nach seinen sportlichen Betätigungen auch zu genießen weiß und Geselligkeit schätzt.

Keine Zäune

Abschotten wollen sie sich also hier nicht –  im Gegenteil. Anders als in der Umgebung gewohnt, wird sich hier nicht hinter einem Zaun oder dicken Mauern verschanzt. An der Straßenseite ist das Anwesen durchgängig offen und nur durch einen neu angelegten Mini-Weingarten vor Blicken geschützt.

„Viele Radfahrer fragen sich, was das hier ist und haben auch schon Pause auf den Stufen unserer Terrasse gemacht. Wir finden das ganz amüsant“, erzählt Manuela.

Ein Paar haben wir nach einem launigen Gespräch sogar spontan zum Grillen eingeladen und den ganzen Abend miteinander verbracht. Wir waren anschließend auch bei ihnen eingeladen. So etwas kann eben nur passieren, wenn man sich nicht abschottet.

Boffi-Küche & Kunst

Was lukullische Genüsse angeht, stehen sich die beiden Mediziner auch in nichts nach. Jeder bekocht seine Gäste gerne. Gere ist außerdem ein ausgewiesener Profi in Sachen Drinks und offeriert nach einem Mojito selbst gemachten Bananen-Rum.

„Die Küche ist von Boffi und relativ klein. In die haben wir uns verliebt, als wir sie in Brixen in Südtirol in einer Auslage entdeckten. Mein erster Gedanke: ‚Die muss hier rein‘“, so Manuela, die sich mit der Architektur ihres Heims an die Skulpturen ihres Lieblingskünstlers Richard Serra erinnert fühlt.

Im Inneren schmücken eine Holz-Büste und Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Mario Dalpra den Eingang.

Ein typisches Wohnzimmer gibt es in dem funktionalem aber nicht kühl gehaltenen Refugium aber nicht. Nur ein Lehnstuhl steht neben dem Esstisch (von Kartell). Das Herzstück ist ohnehin die sommerliche Terrasse, die von weißen Wänden, Glas und einem unschlagbaren Blick auf Weingärten umgeben ist.

Wenn die beiden nicht gerade in Wien arbeiten oder für Vorträge um die halbe Welt reisen, dann können sie im kleinen, feinen Haus tatsächlich abschalten – und vor allem: richtig gute Feste feiern.

Man lebt eben nur einmal …

 

Text: Christina Michlits
Fotos: Jasmin Andert