Perfekt durchgestylte Zimmer, „State of the Art“-Interior und Hochglanz-Design – genau das bekommt man nicht im Hotel am Brillantengrund in Wien Neubau.

Geschäftsführer Marvin Mangalino sieht den Anreiz an seiner Bleibe sogar ganz im Gegenteil. „Shabby Chic“ ist hier nämlich durchaus wortwörtlich zu nehmen, wenn weiße Plastikfenster und grässliche Pflastersteine aus den 80er-Jahren auf pittoreske Gartenmöbel aus den 60er-Jahren und prächtige Vintage-Ledermöbel treffen.

Genau dieser mutige Mix findet auch immer mehr Gefallen bei prominenten Gästen, die hier gerne absteigen –  so wie der Sohn von Bob Marley etwa.

„Die sind jeden Tag in einem anderen Hotel, die alle gleich aussehen. Genau das Gegenteil von diesem einheitlichem Stil macht die Atmospähre hier aus. Es muss nicht alles perfekt aussehen. Es geht ja gerade um den ästhetischen Bruch .“ Und eines stellt Marvin in seiner ästhetischen Ausrichtung über alles:

Es geht nicht darum, ob man etwas schön oder hässlich findet. Es geht darum, ob man etwas dabei fühlt oder nicht.

Ein „Nichtsnutz“ als Erfolgsgarant

Vor sieben Jahren hat der einstige Medienfachmann und Cutter das alte Hotel aus den 80er-Jahren am Brillantengrund übernommen. Ein enger Freund fungierte als Investor, der ihn schon vorab als perfekten Hotelmanager und Interior-Designer gesehen hat und den ehemaligen Filmstudenten damit überhaupt erst zum neuen Job brachte. Eigentümer des Hotels ist noch immer ein 85-jähriger alter Herr, der es vor allem am Anfang nicht gerne sah, wenn allzu viel umgeändert wurde.

„Er hat mir am Anfang nicht zugetraut, dass ein Nichtsnutz wie ich das stemmen kann“, lacht der 36-Jährige heute locker über sein damaliges Image. „Er wollte eigentlich nur mit dem Investor zu tun haben, hat dann aber gemerkt, dass ich das alles eh in der Hand habe und er mir vertrauen kann.“

Der Erfolg gibt Marvin recht. Der Mastermind mit philippipnischen Wurzeln hat das Hotel durch unzählige Events, Foto-Ausstellungen und Flohmärkte in der Wiener Szene bekannt gemacht. Heute ist er stolz auf eine Auslastung von über 85 Prozent. Neue Apartments sind die Folge und nächstes Jahr soll sogar mit dem Bau eines zweiten Stockwerks begonnen werden.

Auf der Suche nach Vintage-Schätzen

Jedes Zimmer hat der leidenschaftliche Möbel-Sammler persönlich eingerichtet. „Zu einem alten Bett – das ich mir so nie irgendwo reinstellen würde – habe ich Interior gesucht, das zusammen harmoniert. Als Gag gibt es dann etwa eine goldene Tür, die ein Künstler bemalt hat – oder  schöne, alte Sessel und Bilder mit fiktiven Flaggen, die wir entworfen haben.“

Kein Wunder, dass Marvin viel Zeit auf willhaben oder ebay verbringt, um nach alten Schätzen zu suchen. „Es gibt auch auch ein paar Personen, von denen ich gerne kaufe, wenn sie gerade gute Stücke für mich haben.“ Der Tausendsassa arbeitet sich generell gerne am Thema „Ästhetik“ ab.

Mir war die Wahrnehmung von Dingen und Räumen schon immer extrem wichtig. Ich habe auch eine Arbeit auf der Filmakademie zu dem Thema geschrieben. Mir geht’s viel um Stimmung und Farben.

Hot or Not? Die Holztäfelung

Beim ersten Blick auf die wuchtig-verschnörkselte Holzdecke im Restaurant des Hotels habe er zunächst auch einmal ordentlich geschluckt, aber der Eigentümer hat verboten, sie zu entfernen.

Heute bin ich froh darüber. Die Decke hat einfach was – auch wenn sie viele im ersten Moment als total hässlich bezeichnen.

Nächster Schritt: Mode-Label „BBUC“

Seine Leidenschaft für Ästhetik nimmt nun einen Ausreißer in die Fashionwelt – und führt ihn gleichzeitig auch zu seiner zweiten Liebe – dem Sport: Marvins Rennrad-Truppe „BBUC“ (brillbrillant/unicorn) hat vor einigen Monaten ein gleichnamiges Mode-Label aus dem Boden gestampft. Radsport-Outfits sind nicht gerade berühmt für ihre Geschmackssicherheit – „BBUC“ will das mit seinen Entwürfen jetzt ändern.

Auch einige Streetstyle-Teile gibt’s bereits, die in Kooperation mit dem gefeierten Design-Duo „Wendy & Jim“ entstanden sind. In Wien und Paris kann die neueste „The Dark Night“ Kollektion zurzeit erstanden werden.

In der Partyszene daheim

Seine exzellenten Kontakte hat sich Marvin vor allem durch das viele Feiern ‚erarbeitet‘:

Ich war einige Jahre fast jeden Tag unterwegs, als ich keine Freundin mehr hatte. Deswegen bin ich mit den Leuten aus der alten Pratersauna und der Grellen Forelle relativ gut befreundet.

Nun trifft sich die Szene gerne auf Eistee, Bier und ein philippinisches Abendessen im wunderbar stressfreiem Garten des Hotels. Eine Tatsache, die ziemlich ungewöhnlich ist – haben es Hotelbars und -Restaurants doch hierzulande ungewöhnlich schwer, sich bei Einheimischen zu etablieren.

Behutsam aufpoliert

Einige Zeit hat es dennoch gedauert, bis der Brillantengrund derart gut gelaufen ist wie heute. Aber genau um diese Challenge ist es Marvin gegangen:

Ich habe einige Jahre für die Business Angels Start-Ups analysiert – wie schnell sie Geld machen können. Das ermüdet und deprimiert einen auf Dauer. Es ist wie Fast Food, nichts Nachhaltiges, nichts was natürlich wächst und Freude macht. Irgendwann spüren das auch die Kunden.

Marvins behutsam aufpolierten „Brillant“ merkt man ganz offenbar an, dass mit Herzblut am perfekten Schliff gearbeitet wird …

Lokal-Tipps von Marvin Mangalino:

Touristen gibt er übrigens diese Lokal-Tipps, wenn sie mal nicht in seinem Restaurant mit philippinischer und veganer Küche essen wollen:

  • Viettaho („bester Vietnamese“ und Hausfreunde von Marvin & seiner Mutter)
  • Mochi Ramen („tolle Suppen“)
  • Il Mare („Klassiker und noch immer die beste Pizzeria“)
  • O boufés („wunderschönes Lokal“)

 

 

Hotel am Brillantengrund
Bandgasse 4
1070 Wien
Zimmer ab ca. 75 Euro

Fotos: Jasmin Andert
Text: Christina Michlits