Er ist ausgebildeter Pilot, war jahrelang Verkaufs-Mitarbeiter in einem Limonaden-Konzern und versucht sich jetzt als Hotelbesitzer: Klaus Wurzinger ist in seinem neuen Job endlich angekommen, der ihn zurück in seine Heimat Podersdorf gebracht hat.

Dort vermietet der 39-Jährige seit einigen Wochen zehn Apartments (tiny houses), die schon Tage nach der Eröffnung im Mai 2018 gut gebucht sind. Vor zwei Jahren hat der leidenschaftliche Surfer und Tennisspieler beschlossen, auf einem geerbten Grundstück ein Hotel – The Parcels – zu bauen.

Holz-Module von Commod-house

Die Kooperationspartner dafür waren mit dem steirischen Holzbau-Start-Up Commod-house schnell gefunden.

Wir sind auf einer Wellenlänge und haben die gleichen Werte was Nachhaltigkeit angeht, daher habe ich ihnen vertraut und mit den tiny houses ihren bis dahin größten Auftrag übergeben.

Das Grazer Unternehmen stellt ökologische Holz-Modulhäuser her und wirbt mit Fixpreisen. Zehn Stück davon und ein großer Rezeptionsbereich mit Frühstücksbuffet stehen nun in Wurzinges riesigem Garten unweit der Seepromenade. Fix und fertig werden die Module angeliefert – sogar die Badezimmer kommen schon gefliest und mit allen vorgefertigten Installationen beim Kunden an.

Eine Fliese hat nicht gehalten und Verzögerungen bei der Fertigstellung gab es auch. Alles in allem bin ich aber sehr zufrieden mit der Bau-Entscheidung

Pinterest: Selbst eingerichtet

Eingerichtet hat Klaus das Parcels auf eigene Faust, ganz ohne Inneneinrichter. Als Inspiration diente die Internet-Plattform „Pinterest“. Über seinen anfänglichen Gestaltungseifer hat er sich kurz vor Baubeginn zwar etwas Sorgen gemacht, jetzt lacht er aber:

Ich bin selbst überrascht, wie gut alles zusammenpasst. Auf Pinterest habe ich einfach Einrichtungs-Fotos gespeichert, bin dann zum Tischler oder Verkäufer und habe gesagt, dass ich das so haben will.

Herausgekommen ist ein gemütlicher Mix an alten Stücken, die restauriert wurden und vielen Internet-Bestellungen. „Die Bilder an den Wänden habe ich alle von Junique geordert.“

Eine kreative Hilfe ist seit sieben Monaten auch Freundin Denise. „Sie verleiht dem Projekt Seele. Ohne sie würde das alles nicht ganz so detailverliebt werden“, streut er seiner Partnerin Rosen, die auch an der Rezeption fleißig mitarbeitet.

Ferdinand: Liebling außer Konkurrenz

Und noch ein Chef ist wichtig hier im Wohlfühl-Hotel, das vor allem Wiener für Kurzurlaube anziehen soll: Ferdinand. Der drei Monate alte Mischlingsrüde wurde aus dem Tierheim geholt und ist der Liebling im Parcels.

Ich wollte immer einen Hund in meinem Hotel. Ferdi macht alles viel gemütlicher und lockert die Atmosphäre auf.

Auf Kinder wird der verspielte Welpe aber wohl nicht allzu oft treffen. Die 26m2 tiny houses sind auf Paare ausgelegt, wie der Hausherr erklärt.

Adults only

Unser Naturhotel soll zum Entspannen einladen, auch Yoga-Kooperationen werden angeboten und ein Whirlpool steht zur Verfügung. Für Familien-Urlaube gibt es ohnehin schon unzählige andere Angebote rund um den Neusiedler See.

Von Yoga bis Salsa

Neben Yoga-Kursen wird auch regelmäßig auf der Terrasse mit Lehrern Salsa getanzt oder zum FIT-Wochenende geladen. Die Doppelzimmer mit Frühstück (gute vegetarische Auswahl) gibt’s um zirka 140 Euro pro Nacht zu buchen.

Den lockeren Gastgeber, der einen sofort heimelig fühlen lässt, gibt Klaus jedenfalls als hätte er nie etwas anderes gemacht. Dabei konnte er den Touristen als Kind nur wenig abgewinnen. Seine Eltern hatten einen Gastronomie-Betrieb, in dem auf Hochtouren gearbeitet wurde – vor allem im Sommer.

Ich war ein sehr schüchternes Kind und hatte damals immer das Gefühl, dass mir die Gäste meine Eltern wegnehmen, weil sie eben immer im Lokal waren.

Burgenländisch Kochen wie Mama

Der Neo-Hotelbesitzer hat seine Unsicherheit längst abgelegt und schließlich selbst sein Talent im Umgang mit Gästen bemerkt. Nach vielen Jahren in Wien wurde zudem die Sehnsucht zu den burgenländischen Wurzeln immer größer. Zwei Jahre lang hat er sich von seiner Mutter sogar in den Küchenbetrieb einweisen lassen und alte Rezepte nachgekocht. „Es wäre schade, wenn das Wissen um traditionelle Gerichte verloren geht. Ich wollte das unbedingt selbst lernen.“

Zurück in die Heimat

Heute ist er mit dem Parcels so beschäftigt wie einst seine Eltern mit der „Goldenen Traube“, die jetzt sein Bruder betreibt. Relativ relaxt wirkt er trotz der vielen Arbeit. Und die Freunde, die sind auch längst alle wieder zurückgekehrt in die Heimat.

Viele Bekannte sind einst in die Stadt gezogen und jetzt auch wieder daheim, vor allem wenn es um Familiengründung geht. Man reift eben als Person und hat mittlerweile andere Prioritäten.

Mit nicht einmal 40 Jahren resümiert er schmunzelnd: „Das ist eben so, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat. Back to the roots.“

The Parcels Hotel Podersdorf
Seeweingärten I/9
7141 Podersdorf am See
+436769565375

Das Parcels auf Instagram

 

Fotos: Jasmin Andert
Text: Christina Michlits